Presse
Alte Krone:
Daniela de Maddalena
Gesellschaftskritische Malerei
Artplace Magglingen:
Ton- und Freiluftkunst
Tryptichon mit Ton
ANCIENNE COURONNE
•Exposition Daniela de Maddalena
Quand le désir le dispute à l'aversion
Anita NARDON -
A.I C A. (juin 2001)
La foule, l’abondance et la sérénité.
Artikel von Susanne Buckesfeld Article de Thierry Luterbacher Interview von Sladjana Drobnjak Bieler Tagblatt diverse Zeitungsartikel

Daniela de Maddalena

Mit ihrer Malerei setzt Daniela de Maddalena sich ganz explizit in die Tradition des Fotorealismus, eine der prominentesten Strömungen realistischer Malerei seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Wie viele andere zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, die sich der figurativen Malerei verschrieben haben, nutzt de Maddalena bewusst die Kamera in ihrer Kunst. Dabei fungieren die entstandenen Fotografien jedoch nicht nur als Hilfsmittel, etwa als visuelle Notizen oder als bloße Ideenspeicher, von denen die Künstlerin in ihrer Malerei ausgeht. Für Daniela de Maddalena ist die Kamera vielmehr ein unerlässliches Instrument zur visuellen Erfassung ihrer Motivwelt, so wie diese in ihren Arbeiten auch in Erscheinung tritt. Es sind vor allen Dingen Menschen, einzeln oder in Gruppen, die ihr vor die Linse geraten, aber sie nimmt auch Pflanzen auf, um sie als Sujets in ihre Malerei zu übersetzen.

De Maddalena beobachtet also wachen Auges ihre Umwelt, um das Gesehene von der Fotografie aus in den zweidimensionalen Bildraum des Gemäldes zu übertragen, der uns zunächst als überzeugender Illusionsraum erscheint. Sie wählt ihre Ausschnitte sehr bewusst, um uns ein Bild der Wirklichkeit zu übermitteln. Dabei setzt sie ihr Motiv zumeist nicht nur in den Mittelpunkt, sondern rückt es außerordentlich nah an die Bildoberläche heran, so dass wir das Gezeigte zunächst meinen berühren zu können, ja das Motiv scheint zuweilen sogar in den Betrachterraum hineinzutreten. Es ergibt sich daher zunächst der Eindruck, als sei das Sichtbare mit der Wirklichkeit in Eins gesetzt. Schaut man sich etwa das Gemälde „Vorbeitauchen“ an, wird unmittelbar der Anschein erweckt, wir befänden uns zusammen mit der tauchenden Sportlerin in einem Schwimmbecken. De Maddalena macht sich hier die Bildstrategien von Fotografie und Film zunutze, die durch die massenhafte Verbreitung dieser Medien fest im visuellen Gedächtnis der Allgemeinheit verankert sind. Der Illusionsraum, der so entsteht, ist paradoxerweise zugleich im höchsten Grade unwirklich, denn de Maddalena macht uns schmerzhaft bewusst, dass wir nur mehr eine plane Fläche von Farbe betrachten, nicht aber tatsächlich Schwimmerinnen, Spaziergänger oder Kakteen.

Machen uns amerikanische Fotorealisten wie Chuck Close oder Richard Estes mit ihrer bruchlosen, ganz und gar illusionistischen Oberflächen-Malerei die Abwesenheit des Gezeigten kaum (oder aber nur allzu drastisch) bewusst, wählt de Maddalena einen anderen Weg: ihre Motive zeigen mit aller Deutlichkeit das Vorhandensein einer Naht in den visuellen Konstruktionen von sichtbarer Realität. Die Gemälde von Daniela de Maddalena sind – entgegen dem ersten Eindruck – tatsächlich aus farbigen Fragmenten aufgebaut, die aneinander gefügt sind, um den Anschein eines Ganzen zu ergeben und diesen gleichzeitig zu durchbrechen. Denn immer schon enthält dieses Ganze, die vermeintlich bruchlose Realität, ihm widersprechende Elemente, die seine Existenz unmöglich machen. Nicht nur Gemälde wie „Sehnsucht nach dem Uterus“, so der Titel eines Werkes, sondern ganz generell drücken die Werke Daniela de Maddalenas diesen dringenden Wunsch nach Einheit und Ursprung aus, der letztlich immer unerfüllbar bleiben muss.

Susanne Buckesfeld M.A.