Presse
Alte Krone:
Daniela de Maddalena
Gesellschaftskritische Malerei
Artplace Magglingen:
Ton- und Freiluftkunst
Tryptichon mit Ton
ANCIENNE COURONNE
•Exposition Daniela de Maddalena
Quand le désir le dispute à l'aversion
Anita NARDON -
A.I C A. (juin 2001)
La foule, l’abondance et la sérénité.
Artikel von Susanne Buckesfeld Article de Thierry Luterbacher Interview von Sladjana Drobnjak Bieler Tagblatt diverse Zeitungsartikel

Daniela de Maddalena im Interview

Eintauchen in die Schwerelosigkeit

Die Kunst von Daniela de Maddalena ist oft provokativ und von einer enormen politischen Brisanz. Die „Schwimmerinnen“, welche zur Zeit in Ernen ausgestellt sind, erweitern das Themenspektrum: der Betrachter glaubt selbst in die Schwerelosigkeit einzutauchen, dort wo man sich leicht und geborgen fühlt, im Wasser, dieser Ressource, die knapp zu werden droht.

Sie stellen zum ersten Mal in Ernen aus. Wie gefällt es Ihnen hier?
Ich geniesse es sehr. Es beeindruckt mich, wie die Leute einander helfen. Es haben so viele bei der Vorbereitung der Vernissage mitgearbeitet. Sogar die ganz Jungen.

Wie kam es zum Projekt „Schwimmerinnen“?
Ich konnte in einem Atelier arbeiten, welches im Rahmen der Expo02 vom Bundesamt für Sport in Magglingen erbaut wurde. Es wurden viele Künstler, vor allem ehemalige SpitzensportlerInnen, welche heute kunstschaffend sind, eingeladen, während ca. 2 Wochen ihren Arbeitsplatz nach Magglingen zu verlegen. Die Idee war, die beiden Disziplinen Sport und Kunst zu verbinden. Es galt also, das Thema Sport in seine künstlerische Arbeit einfliessen zu lassen. Der Ausgangspunkt für meine Arbeit ist die Fotografie. Ich habe Schwimmerinnen unter Wasser fotografiert und danach die fotografischen Skizzen malerisch interpretiert. Die Begegnung mit den beiden Sportlerinnen, welche extra für mein Projekt geschwommen sind, war sehr interessant.

Warum gerade Schwimmerinnen?
Ja, warum habe ich zum Beispiel nicht Karate gewählt? Wasser nimmt die fliessende Bewegung des Schwimmers auf und macht diese sichtbar. Um die Dynamik der Bewegung künstlerisch zu interpretieren, kam mir das Wasser zu Hilfe. Ausserdem fasziniert mich dieses Element aus verschiedenen gründen: Ich schwimme auch selber sehr gerne. Wir selbst bestehen zu einem grossen Teil aus Flüssigkeit (85%). Im Mutterleib sind wir von Wasser umgeben. Das Wasser ist Lebenselexier. Heute werden Kriege wegen Erdöl, in 30 Jahren vielleicht schon wegen Wasser geführt.

Oft wählen Sie politisch sehr brisante Themen. Mich hat zum Beispiel die Installation zum Thema Creutzfeld-Jakob beeindruckt, wo ein kahlköpfiger Mensch auf einem Berg toter verbrannter Tiere sitzt. Was war Ihr letztes politisches Werk?
Es war gerade die Zeit des vorweihnachtlichen Kaufrauschs, als man überall diese singenden und tanzenden Spielzeug-Weihnachtsmänner sah. Da kam mir die Idee, eine Installation mit Weihnachtsmännern zu machen, von denen ich einige als schwer bewaffnete Terroristen verkleidet habe, um aufzuzeigen, dass jede Ideologie und jede Religion von Fanatikern missbraucht werden kann. Der Besucher sollte sich gleichzeitig auch fragen, was wir mit unserer Konsumwut auf dieser Welt anrichten. Wo werden Weihnachtsmänner hergestellt? In China, und das massenweise, am Fliessband. Es ist zu befürchten, dass Kinder an deren Herstellung beteiligt waren. Dieses Werk habe ich 2005 an der Internationalen Biennale für zeitgenössische Kunst in Florenz ausgestellt.

Auf Ihrer Webseite ist ein Zitat von Gandhi zu lesen: „Es gibt keinen Weg zum Frieden, der Friede ist der Weg“. Kunst als gewaltloser Widerstand?
Der Künstler sollte eine ähnliche Funktion haben wie der Hofnarr im Mittelalter. Er nimmt sich alle Freiheiten, moralisiert aber nicht. Er regt zum Nachdenken an. Das was er tut oder sagt, ist immer mit einem Augenzwinkern gemeint. Nehmen wir zum Beispiel Thomas Hirschhorn in Paris…

Die Szene, in der ein Theaterdarsteller in der Pose eines Hundes gegen ein Bild von Blocher uriniert…
Genau. Warum hat diese Darstellung eine solche Aufregung ausgelöst? Weil Hirschhorn seinen Finger genau auf einen wunden Punkt gelegt hat.. Hirschhorn wollte provozieren und es ist ihm geglückt. Die Entrüstung war gross, die Polemik drum herum noch viel grösser. Immerhin wird seither wieder vermehrt darüber gestritten, was Kunst soll, darf und muss.

Was Ihre Malerei betrifft, hat man Sie auch mit den Muralisten Rivera, Siqueiros, Orozco verglichen. Haben Sie sich von diesen Künstlern inspirieren lassen?
Nein, ganz und gar nicht. Ich habe sie zur Zeit meiner Anfänge gar nicht gekannt. Ich inspiriere mich selbst. In den Jahren meiner Suche habe ich nur sehr selten Ausstellungen besucht. Ich fürchtete mich, von anderen Künstlern zu sehr beeinflusst zu werden. Ich wollte zuerst meinen eigenen Stil finden und festigen. Sobald man Vergleiche anstellt, begrenzt man sich. Heute bin ich selbstsicherer und so weit, dass mich der Besuch von Ausstellungen anderer Kunstschaffender bereichert. Ich bin offen und erfreue mich an guten Arbeiten.

Interview: Sladjana Drobnjak